Bereits zum dritten Mal kam eine Truppe des Whitehorse-Theaters an unsere FOS BOS in Kaufbeuren, um unsere Abschlussjahrgänge mit Shakespeare zu unterhalten und zu bilden. Und das aus terminlichen Gründen bereits um 8h30!
Shakespeare für Schüler, in einer Aula ohne Mikrophone, und dann auch noch auf Englisch? Shakespeares Englisch aus dem Jahr 1590 noch dazu, und das frühmorgens - kann das gut gehen? Ja, es kann – die 4-köpfige professionelle Schauspieltruppe des Whitehorse Theaters aus Soest hat es uns erneut bewiesen, am 28.1.2025. Noch vor dem Dienstags-Unterricht durften sich vier 13. Klassen und zwei 12. BOS-Klassen in der Aula ein 75-minütiges Theaterstück ansehen.
Auf unserer 3x4 m kleinen Bühne wurden ab 7:30 mit wenigen Handgriffen in 30 Minuten ein Nachthimmel mit Sternen und rosa Wolken, ein Balkon und zwei Tore aus Stangen, rosa Tüchern und Blumen aufgebaut. Eine rosa Stehleiter diente als Bett, Balkon, Stufen und Badewanne. Zusammen mit Musik und Geräuschen vom Band sowie den fantasievollen, farbenfrohen Kostümen wurde man unwillkürlich in eine andere Welt entführt, in die von Romeo und Julia und ihren verfeindeten Familien. Ganz ohne technische Verstärkung zogen uns die Stimmen der 4 jungen Schauspieler aus England, Wales und Schottland in ihren Bann:
Es wurde gebrüllt, gekreischt, geflüstert, gefleht; zwei der vier Schauspieler schlüpften gekonnt in 6 verschiedene Rollen mit unterschiedlichen Kostümen, Körperhaltungen und
Stimmlagen. Die Körpersprache tat ihr Übriges, um etwaige Verständnisprobleme vergessen zu lassen: es wurde geschmachtet, gekämpft, versteckt, gebadet, Huckepack genommen. Wortgefechte und berühmte Dialoge mit unvergesslichen Zeilen wie „A plague on both your houses“ oder „Oh swear not by the moon, the inconstant moon“ wurden durch entspannende wortlose, nur mit Klaviermusik untermalte Szenen des berühmten Liebespaares abgelöst. Laute, realistische Actionszenen mit körperlicher und psychischer Gewalt weckten eventuell zu entspannte ZuschauerInnen wieder auf: als Julias Vater Capulet in beklemmend patriarchaler Wortgewalt seine Tochter in Grund und Boden brüllt und Widerspruch zwecklos ist, versteht jeder ihre Verzweiflung.
Unsere SchülerInnen nahmen an einer Zeitreise teil, wurden aus der Schulwelt in eine andere entführt und ließen sich von der unbändigen Spiellust der jungen Briten einnehmen, auch wenn nicht jedes Wort verstanden wurde. Am Ende gab es noch 15 Minuten lang Fragen und sehr persönliche, ehrliche Antworten in schönstem modernem Englisch, so dass alle zufrieden wieder auseinandergingen.
Ein herzlicher Dank geht an unseren Förderverein, der mit dem Hauptsponsor, dem Kreisverband der Volks- und Raiffeisenbanken im Ostallgäu und Kaufbeuren, die Hauptkosten für 100 Eintrittskarten übernommen hat. Durch die großzügige Unterstützung hoffen wir, dass bei vielen jungen Leuten an unserer Schule die Lust auf mehr Theater (und
vielleicht auch auf Englisch!) geweckt wurde. Dank auch unserem Hausmeister, Herrn Baumann, der die Aula schon am Vortag bestuhlt hat.
Anemone Kuntsch